Aleen Solari, Camp Island, 2022 – Foto: Julia Kaiser
… Es ist die Akzeptanz von Muttersein im Kunstbetrieb, die in der Diskussion zu Recht immer wieder eingefordert wird, eine Wertschätzung dieser Erfahrung und der Care-Arbeit als Bereicherung und selbstverständliches Element in der künstlerischen Biografie.
Um konkrete Verbessrungen zu erzielen, würde eine Vernetzung und ein Austausch zwischen Institutionen und Künstler*innen mit Kindern helfen. …
Finissage Camp Island UND GESPRÄCH ZUR ELTERNSCHAFT IN DEN KÜNSTEN
Sonntag, 29. Mai 2022 – 15.00 Uhr
After the Revolution, who`s going to pick up the garbage on Monday morning?*
Es diskutieren:
Aleen Solari, bildende Künstlerin
Marcia Breuer, bildende Künstlerin und Mitbegründerin der Initiative Mehr Mütter für die Kunst.
Nadja Quante, künstlerische Leiterin am Künstlerhaus Bremen
Maxwell Stephens, bildender Künstler und Autor
Moderation: Mascha Jacobs, freie Autorin und Publizistin
Organisation: Doris Weinberger
Einen Bericht zum Gespräch finden Sie hier
After the Revolution, who`s going to pick up the garbage on Monday morning?*
Als Development and Maintenance (Entwicklung und Bewahrung) bezeichnet die amerikanische Konzeptkünstlerin Mierle Ladermann Ukele 1969 die zwei grundlegenden Systeme des Lebens – der Kunst. Die damals junge Mutter proklamiert in ihrem Konzept Maintenance und „CARE“ als wesentlichen Werkaspekt und erklärt alles, was sie ohnehin tun muss zur Kunst.
Zwei Generationen später: Was hat sich nach 1969 getan? Wie geht es weiter? „Wenn im Werkkontext tatsächlich ein auf den Künstler oder die Künstlerin bezogenes Narrativ gebraucht werden sollte […], was spricht eigentlich gegen das Narrativ der emanzipierten Künstlerin als (u. a.) Mutter?“ (Marcia Breuer, Künstlerin und Initiatorin Mehr Mütter für die Kunst.)
Ein Gespräch entlang der Fragen zur Elternschaft in den Künsten und den Unterschieden der darin traditionell zugewiesenen „Rollen“: Schafft sie/er das, beides unter einen Hut zu bekommen? Wie produktiv bleibt sie/er? Wo bleibt die Coolness, wenn Tupperdosen, Feuchttücher, Erziehungsfragen und kleine-große Sorgen um den Nachwuchs ins Spiel kommen? Immer noch wird Elternschaft im künstlerischen Umfeld häufig als Abweichung von der Normalität begriffen. Nach wie vor haben wir es vorwiegend mit dem dominanten Bild eines in der Regel männlichen Künstlers zu tun, der außer gegenüber sich selbst oder seiner Kunst keine Verantwortung zu tragen hat. Aber ist es nicht genauso sexy, für andere verantwortlich zu sein? Wie nutzen wir dafür die Erkenntnisse aus der Inter-Pandemiezeit?
Wie lauten neue Handlungsanweisungen für eine Anpassung von bestehenden Förderprogrammen, Räumen und Orten für Künstler*innen und in der Kunst Schaffenden mit Sorgeverpflichtung – also einer Mehrheit?
Aleen Solari (*1980 in Bielefeld) lebt und arbeitet in Hamburg. Bis 2021 studierte sie an der Hochschule für bildende Künste Hamburg, wo sie 2019 eine Gastprofessur inne hatte. Sie ist seit 2015 als selbständige Künstlerin tätig, mit zahlreichen Ausstellungen im In-und Ausland. 2016 erhielt die Künstlerin ein Arbeitsstipendium der Stadt Hamburg, 2018 ein Arbeitsstipendium des Château Millemont (FR), 2019 das Stipendium der ZEIT Stiftung und 2020 das Atelierstipendium „Quartierskünstlerin auf der Veddel“. Im letzten Jahr wurde Aleen Solari für das Arbeitsstipendium des Künstlerhaus Lauenburg für Künstlerinnen und Künstler mit Kind ausgewählt. Sie ist Mutter von Zwillingen.
Marcia Breuer (*1978 in Wiesbaden) hat die Berufsausbildung zur klassischen Tänzerin an der John Cranko-Schule in Stuttgart absolviert und drei Jahre im Beruf gearbeitet. Von 2002 bis 2009 studierte sie im Studienschwerpunkt Fotografie an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Ihre fotografischen und zeichnerischen Arbeiten bewegen sich an den Schnittstellen von Mensch und Natur, Körper und Form.
Ausstellungsbeteiligungen u.a. im Kunsthaus Hamburg, im MOM art space im Gängeviertel Hamburg, im Zentrum für Künstlerpublikationen Weserburg in Bremen, im Sächsischen Industriemuseum Chemnitz und in der Galerie im Marstall Ahrensburg. Publikationen im Materialverlag und Textem Verlag, Konzeption und Organisation diverser Veranstaltungen und Ausstellungen im (Off-)Kunstkontext.
Marcia Breuer ist Mitbegründerin der Initiative Mehr Mütter für die Kunst. und lebt mit ihrer Familie in Hamburg. www.marciabreuer.de
Initiative „Mehr Mütter für die Kunst.“
Die in Hamburg ansässige Initiative Mehr Mütter für die Kunst. ist seit Ende des Jahres 2019 aktiv und betrachtet sich als verantworlich dafür, die vielgestalte strukturelle Benachteiligung von Künstlerinnen* mit Kind(ern) in der Kunstbranche sichtbar zu machen, unbedingte Akzeptanz und Anerkennung zu postulieren und Wege des Ausbaus von Fördermöglichkeiten für Künstlerinnen* mit Kind(ern) bzw. der Anpassung von Fördermöglichkeiten an die Lebenswirklichkeit jener Künstlerinnen* aufzuzeigen und einzufordern. www.mehrmütterfürdiekunst.net
Nadja Quante (*1977 in Leverkusen) ist Kuratorin, Autorin und Redakteurin und seit Februar 2018 Künstlerische Leiterin des Künstlerhaus Bremen. Sie studierte Angewandte Kulturwissenschaften mit dem Schwerpunkt Kunst- und Bildwissenschaften an der Universität Lüneburg. Von 2008 bis 2015 war sie Projektleiterin und kuratorische Assistentin und von Februar 2013 bis April 2014 Interim-Geschäftsführerin beim Badischen Kunstverein in Karlsruhe.
Von 2016 bis 2017 arbeitete sie als freie Kuratorin, Autorin und Redakteurin in Berlin. 2017/2018 arbeitete sie das Archiv des Kunstraum der Leuphana Universität Lüneburg auf und unterrichtete dort im Rahmen eines Lehrauftrags.
Im Juli 2020 wurde ihr erstes Kind geboren. Sie teilt sich die Elternschaft mit dem Künstler Maxwell Stephens.
Maxwell Stephens (*1966 in Montreal) ist Künstler und Autor und lebt und arbeitet in Bremen und Berlin. Er beschäftigt sich in erster Linie mit der Materialisierung von Ideen durch Materialexperimente, historische Recherchen, die Einbeziehung privater und öffentlicher Sphären der kulturellen Produktion sowie die Betrachtung künstlerischer Prozesse in Bezug auf den Kontext. Er interessiert sich für die gegenseitige Befruchtung und Entwicklung der sozialen, politischen und künstlerischen Prozesse, die die zeitgenössische und öffentliche Kunstpraxis gleichermaßen beeinflussen.
Maxwell Stephens arbeitet als professioneller Musiker und zeitgenössischer Künstler und hat mit anderen Künstler*innen in den Bereichen zeitgenössische Kunst, Musik und Klang, Oper, Tanz, Performance, Schreiben und Bühnenbild zusammengearbeitet. Außerdem hat er an zahlreichen öffentlichen Aufträgen mitgearbeitet.
Mascha Jacobs (*1978) arbeitet als Publizistin und freie Autorin für unterschiedliche Medien (u. a. Zeit Online, Zündfunk, Missy, Neue Rundschau). Sie moderiert den Podcast DEAR READER, in dem sie sich mit Autorinnen und Autoren über ihre Lieblingsbücher unterhält. Neben Tätigkeiten als Lektorin und Redakteurin gibt sie seit zehn Jahren die Zeitschrift Pop. Kultur und Kritik im transcript Verlag heraus. Sie moderiert zudem Veranstaltungen zu den Themen Popkultur, Kunst und Literatur.
*Mierle Laderman Ukeles, Manifesto for Maintenance Art 1969!